Der sportliche Höhepunkt
(von Erwin Remplewski, WAZ)

Der sportliche Höhepunkt des 1. FC Mülheim - Styrum 1923 e.V. auszugsweise geschildert aus der Feder des damaligen WAZ Sportredakteurs Erwin Remplewski, entnommen der Ausgabe 50 Jahre WAZ, vom 03. April 1988.

05. Juni 1974.

Mülheims Fußballfans fieberten dem Abend entgegen, der für den 1. FC Mülheim eine wichtige Entscheidung bringen sollte. Der künftige Weg des Teams war abhängig vom Ausgang der Bundesliga-Aufstiegsrunde.

Die Situation: Schlägt Tennis Borussia Berlin das Team von St. Pauli und bringt Rot Weiß Oberhausen das kleine Kunststück fertig, in Neuenkirchen zu gewinnen- dann rückt Tennis Borussia in die 1. Bundesliga auf und macht für den 1. FC Mülheim einen Platz in der neugegründeten 2. Bundesliga Nord frei.

Horst Witzler, seit einigen Tagen Trainer des Regionalligisten, sagte mir morgens: "Heute könnte es klappen!" Und der erfahrene Coach behielt recht. In Neuenkirchen hielt die RWO Abwehr das 1:0 und in Berlin triumphierte Tennis Borussia mit 3:1 über St. Pauli.
Kurz nach 20:00 Uhr hieß der neue Erstligist Tennis, hieß der 20. Verein, der die 2. Bundesliga Nord komplettierte, 1. FC Mülheim-Styrum.

An diesen Abend stand Styrum kopf, kreisten an den Theken die Gläser! Ich leitete damals die WAZ-Lokalsportredaktion und kann mich nicht erinnern, in mehr als 40 Berufsjahren eine ähnliche Erfolgsstory erlebt zu haben. Der Aufstieg des Vorortverein 1. FC Styrum, der sich nun 1.FC Mülheim nannte, war einmalig. (Anmerkung: Der Verein hieß von Anfang an 1.FC Mülheim-Styrum!)
  • Die Mannschaft, die in der Saison 1969/70 nur mit Ach und Krach dem Landesligaabstieg entkam, wurde in der Spielzeit 1970/71 Meister der Landesliga und stieg in die Verbandsliga auf.
  • Die Mannschaft, die angeblich in der höchsten Amateurklasse nichts zu suchen hatte, wurde Niederrheinmeister.
  • Die Mannschaft, krasser Außenseiter in der Regionalliga-Aufstiegsrunde, bestand auch dieses Examen.
  • Die Mannschaft, dessen Kassierer Jakob Weides früher auf dem Aschenplatz an der Moritzstraße im Rundgang das Eintrittsgeld der paar Dutzend Fans in die Anzugtasche steckte, gehörte quasi über Nacht zur Creme des Fußballs.
Der Vorstand hatte seine Hausaufgaben gemacht. Die Lizenz durch den DFB war nur eine Formsache. In den folgenden Jahren bescherten die Löwen ihren Fans im Ruhrstadion rauschende Fußballfeste.

Aber, auch in Mülheim wuchsen die Bäume nicht in den Himmel. Der Vorstand wechselte. Präsident wurde Roland Haustein, der sich auch als Sponsor hervortat - bis zum Pleite seiner Firma. Sportlich ging es bergab. Der clevere Trainer Horst Witzler betrieb eine Personalpolitik, die Insider " größenwahnsinnig " nannten. Der FC hatte sich übernommen. Sein Niedergang begann.

Zweieinhalb Jahre war ich in Mülheim. Ich denke gern an diese Zeit: an ehrenhafte Männer um den Vorsitzenden Kurt Rosorius, an den unermüdlichen "Ala" Becker und dessen Rivalen "Kalla Mozin", an Spieler wie Ernst Bachmann, Gerd Brenke, Peter Fuchs, Norbert Eilenfeldt, Rainer Greiffendorf, Wilfried Mackscheidt, Heiko Mertes, Herbert Bals, Herbert Stoffmehl, Holger Osieck, ...

 

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